Bewilligter DFG-Antrag am Fachgebiet für Wirtschafts- und Organisationspsychologie (Prof. Dr. Fasbender) [01.08.25]
„Wissen teilen oder nicht teilen? Eine Konzeptualisierung des bidirektionalen Wissenstransfers zwischen jüngeren und älteren Mitarbeiter auf Basis der Theorie sozialer Vergleiche – Fortsetzungsantrag“. Das Forschungsvorhaben von Prof. Dr. Fasbender wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einer Fördersumme in Höhe von 283.011 Euro gefördert (Anteil Fasbender als PI: 239.730 Euro). Co-PI: Prof. Dr. Fabiola Gerpott (WHU – Otto Beisheim School of Management), Kooperationspartnerin: Prof. Dr. Anne Burmeister (Universität zu Köln)
Angesichts der alternden Bevölkerung und des wirtschaftlichen Drucks, länger zu arbeiten, bleibt die Erforschung sozialer Vergleiche im Wissensaustausch zwischen verschiedenen Altersgruppen von großer Bedeutung. Unsere bisherige Forschung hat dazu bereits einen bedeutenden Beitrag geleistet.
Wir zeigen, dass soziale Vergleiche sowohl Wissenstransfer fördern als auch behindern können. In der ersten Projektphase haben wir insbesondere verschiedene kognitive Mechanismen untersucht, um zu erklären, warum soziale Vergleiche zu unterschiedlichen Wissensaustauschverhaltensweisen führen. Unsere Studien zeigen, dass die Stressbewertung sozialer Vergleiche zu Wissen zurückhaltendem Verhalten führt, während die Reflexion von Erfolgen oder Misserfolgen Wissenssuche und -austausch anregt. Altersdifferenzen wirkten als Puffer, da sie die negativen Effekte ungünstiger Vergleiche mindern.
In der zweiten Projektphase wollen wir diese Erkenntnisse mit Blick auf vier Aspekte ausbauen. Erstens wollen wir die bislang weniger verstandenen affektiven Wirkmechanismen sozialer Vergleiche untersuchen, um ein umfassenderes Verständnis der parallelen sozio-kognitiven und sozio-affektiven Wege zum Wissenstransfer zu erhalten. Zweitens legen wir den Fokus auf temporale Aspekte, um auch die Vergleiche älterer und jüngerer Mitarbeitender hinsichtlich zukünftiger Entwicklungschancen und -risiken einzufangen. Das bisherige Projekt befasste sich hingegen mit Vergleichen der aktuellen Position. Drittens erweitert das Nachfolgeprojekt den Blick vom isolierten Individuum auf das soziale Netzwerk am Arbeitsplatz und analysiert, wie soziale Vergleiche Wissensflüsse im Teamkontext beeinflussen. Viertens wollen wir in der geplanten Forschung in diesem Zusammenhang untersuchen, unter welchen Bedingungen diese Vergleichsprozesse Wissensflüsse begünstigen oder behindern, wobei wir sowohl individuelle als auch organisationale Faktoren berücksichtigen.
Unser Arbeitsprogramm umfasst hierzu zwei eng miteinander verzahnte empirische Forschungspakete: Im ersten Forschungspaket führen wir zwei experimentelle Studien durch, die es uns erlauben, die affektiven Mechanismen sozialer Vergleiche kausal zu testen. Dabei untersuchen wir, wie konkrete Vergleichserfahrungen spezifische Emotionen auslösen und über diese Emotionen das Wissenstransferverhalten beeinflussen. Im zweiten Forschungspaket erheben wir egozentrierte soziale Netzwerke in Organisationen, um zu analysieren, wie sich diese Prozesse im Arbeitsalltag entfalten. Dabei betrachten wir auch individuelle und organisationale Moderatoren. Beide Pakete ergänzen sich, da sie sowohl Mechanismen sozialer Vergleiche unter kontrollierten Bedingungen als auch deren Relevanz im organisationalen Kontext sichtbar machen.
Mit dieser umfassenden Perspektive liefert das Projekt zentrale Erkenntnisse darüber, wie altersübergreifender Wissensaustausch gestaltet werden kann, um Zusammenarbeit und Innovationsfähigkeit in Organisationen nachhaltig zu fördern.